Persönlichkeitsanteile

Vielleicht kennst Du die Situation: Jemand sagt etwas eigentlich Belangloses. Aber du fühlst dich kritisiert. Du ärgerst dich und gibst einen Kommentar ab weil Du Dich angegriffen, allein und hilflos fühlst. Und dann fließen auch noch Tränen. Du kommst dir blöd vor, weil du eigentlich gerne anders gehandelt hättest und doch hast du genau so reagiert.

Verhaltensmuster entspricht nicht dem Gewollten

In meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnosetherapeutin komme ich mit den unterschiedlichsten Charakteren in Kontakt. Fast alle verbindet jedoch, dass sie immer wieder Situationen erleben, in denen sie ungewollte Reaktionen zeigen oder in Verhaltensmuster gleiten, die scheinbar nicht (mehr) ihrer Persönlichkeit entsprechen.

Möglicherweise hat das damit zu tun, dass sich die Person in einem kindlichen ego-state befindet.

 

Was ist ein ego state?

Ein ego-state (deutsch: Ich-Zustand) ist ein psychologisches Konzept, das beschreibt, dass unsere Persönlichkeit aus verschiedenen inneren Anteilen besteht – wie kleine „Unter-Persönlichkeiten“, die jeweils eigene Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und Verhaltensweisen haben.
– Ein ego-state ist ein abgegrenzter Persönlichkeitsanteil, der in bestimmten Situationen aktiviert wird.
– Jeder ego-state hat eine eigene Sichtweise, ein eigenes Erleben und reagiert auf seine Weise auf die Umwelt.
– Diese Zustände entstehen oft durch prägende Erfahrungen, besonders in der Kindheit oder bei traumatischen Ereignissen.

Eigene Schwächen zugeben

Auch wenn es vielleicht schwerfällt, solche Schwächen an sich zu entdecken und zunächst einmal zu akzeptieren, ist es ein wichtiger erster Schritt in der Psychotherapie. Denn das Eingeständnis von Schwächen in der Psychotherapie ist nicht nur hilfreich – es ist oft ein zentraler Bestandteil des Heilungsprozesses und der erwünschten Veränderung.

Warum es hilfreich sein kann, die eigenen Schwächen zuzugeben:
Förderung von Ehrlichkeit und Selbstakzeptanz
– Authentizität: Wenn du deine Schwächen offenlegst, entsteht ein ehrliches Bild deiner inneren Welt. Das ist die Grundlage für echte Veränderung.
– Selbstmitgefühl entwickeln: Das Anerkennen von Schwächen hilft, sich selbst nicht nur als „Problem“, sondern als Mensch mit Stärken und Herausforderungen zu sehen.

Zugang zu tieferliegenden Themen
– Verdrängtes sichtbar machen: Viele psychische Probleme wurzeln in ungelösten Konflikten oder verletzlichen Anteilen. Schwächen zuzugeben öffnet die Tür zu diesen verborgenen Ebenen.
– Vermeidung abbauen: Wer Schwächen nicht anspricht, bleibt oft in Vermeidungsstrategien gefangen – das blockiert Fortschritt.

Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung
– Vertrauen schaffen: Offenheit signalisiert dem Therapeuten, dass du bereit bist, dich einzulassen. Das stärkt die therapeutische Allianz.
– Gegenseitige Kooperation: Therapie ist ein gemeinsamer Prozess. Wenn du Schwächen teilst, kann der Therapeut gezielter helfen.

Realistische Zielsetzung und Veränderung
– Selbstbild korrigieren: Viele Menschen haben unrealistische Erwartungen an sich selbst. Das Eingeständnis von Schwächen hilft, ein ausgewogeneres Selbstbild zu entwickeln.
– Veränderung ermöglichen: Nur was erkannt und benannt wird, kann auch verändert werden. Schwächen sind oft der Ausgangspunkt für Wachstum.

 

Andrea Rauer

Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Hypnosetherapeutin in Darmstadt